Kenne ich die Bewegungsabfolge des Pferdes im Schritt, so kann ich mich beim Reiten zuerst auf die Hinterbeine konzentrieren und über meine Hüftbewegung das Vorführen des jeweiligen Hinterbeines des Pferdes erfühlen lernen. Das bringt mich als Reiter in den Rhythmus des Pferdes. Der Schritt schenkt Zeit und erleichtert das Spürenlernen der einzelnen Bewegungsphasen. Habe ich mir im Schritt ein Gefühl dafür angeeignet, kann ich es auf den Trab und auch auf den Galopp übertragen.

Koordinieren der Hilfen im Bewegungsrhythmus des Schritts

Der nächste Wahrnehmungsschritt ist die Koordination der eigenen Hilfen und das richtige Timing für deren Einsatz. Die Waden können nur effektiv einwirken, wenn das gleichseitige Hinterbein in der Luft ist. Das ist genau der Moment, indem ich als Reiter über Impulse das Pferdebein zum Höher-, Tiefer- oder Seitlichtreten anregen kann.

 

Momente der Hilfengebung

Studiert der Reiter die einzelnen Bewegungen der Pferdehüfte mit den Hinterbeinen und vergleicht sie mit Bewegungen, die seine Hüfte auf dem Pferd sitzend ausführt, so wird er feststellen, dass seine Bewegungen auf minimale Weise exakt den Bewegungen des Pferdes folgen.

Die Abfolgen sind einfacher zu verstehen, wenn wir uns zuerst auf die Hinterhand des Pferdes konzentrieren. Beginnen wir mit dem Vorschwingen eines Hinterbeines. Hierbei wird die locker mitschwingende Reiterhüfte in der Bewegung des Pferdes nach vorne geführt. Der Reiter kann in einem raumgreifenden Schritt seine Hüftbewegung deutlicher spüren, da die feinen Bewegungen der jeweiligen Hüftseite nach vorne ausgeprägter sind.

1. Phase: Das Hinterbein befindet sich kurz vor dem Abfußen. Die Reiterhüfte ist aufrecht und mit einer positiven Spannung im Körperzentrum, bereit der Bewegung der Pferdehinterhand zu folgen. Das Reiterbein liegt leicht am Pferderumpf an, so dass es die Bewegung spüren und begleiten kann.

 

 

 

 

 

2. Phase: In dem Moment, indem das Hinterbein des Pferdes abfußt und beginnt, sich nach vorne zu bewegen, kippt die Pferdehüfte leicht ab, der Rücken beginnt sich etwas zu heben. Die Reiterhüfte folgt der Pferdebewegung nach vorne. Das Ausmaß der Hüftbewegung ist abhängig von der Trittlänge des Pferdes. Der Reiter hat die Möglichkeit, den sich aufwölbenden Rücken des Pferdes mit und in seinen Pobacken zu spüren.

 

 

 

 

Zur Übung

Am Boden liegende oder auch leicht erhöht liegende Springstangen fordern das Pferd auf raumgreifender zu treten, also hebt das Pferd seine Beine höher und weiter. Dadurch werden die Tritte ausdrucksstärker und für den Reiter deutlicher zu erfühlen. Nimmt der Reiter die Fußfolge über den Stangen wahr und begleitet den Rhythmus des Schritts, kann er darüber lernen die Koordination der Hilfengebung richtig zu timen.

Für das Training werden zwei Stangenpaare, mit einem Abstand von zirka 1,20 Meter, auf einen Zirkel gelegt. Die Stangenpaare werden gegenüberliegend platziert.

 

 

Der Reiter arbeitet in einem klaren Schritt auf dem Zirkel. Sein Pferd ist entsprechend der Zirkellinie gebogen. Er reitet ein Stangenpaar mittig an und überquert es. Durch die Stangen hebt das Pferd seine Beine vermehrt an, das erlaubt dem Reiter sich in die Bewegung besser einzufühlen.

 

 

 

 

 

Hier sind wir im Moment des Auffussens des linken Vorderbeines und des Abfußens des rechten Hinterbeines. Exakt hier hat der Reiter über seine rechte Wade Einfluss auf die Bewegung dieses Hinterbeines.

Viel Vergnügen beim intensiven Erfühlen der Pferdebewegung!

 

Tieferes Wissen über die Bewegungsabfolgen im Schritt, Trab und Galopp gesucht? Gefunden in ‘Working Equitation Basics’ ab Seite 116ff.

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